Der Generationenhut brennt!

Unser Workshop „A new treaty between young and old“ ist ein erster Versuch, einem der tatsächlich brennendsten Probleme aller Generationen eine breite Öffentlichkeit zu verschaffen.

In einem Jahrzehnt, in dem die Zerstörung der Welt ungebremst fortschreitet, einem Jahrzehnt, in dem die soziale Gerechtigkeit endgültig zerbricht, wollen wir nicht tatenlos zusehen.

Wir, das ist die Generation des so genannten Golden Age, die Generation der neuen Großeltern, der immer noch wilden 68er, wollen verhindern, was noch zu verhindern ist. Mit einem neuen Generationenvertrag, der dem Leitsatz von menschlichen Beziehungen folgt: In guten wie in schlechten Tagen für einander dazu sein.

Ein neuer Generationenvertrag muss die Zukunft aller Generationen sichern. Denn die neoliberalen Wirtschaftsansätze und die gesamtgesellschaftlichen Bedingungen haben die Welt rund um uns gravierend geändert. Aber es gab auch schon lange davor Überlegungen dazu, wie Menschen aller Generationen zu einer gerechten Umverteilung der Ressourcen kommen können. Um die Welt für die Generationen danach zu retten – und um das eigene Alter nicht in Armut und Sinnlosigkeit verbringen zu müssen.

Es gab auch zu Zeiten, als Wilfrid Schreiber seinen Generationenvertragsvorschlag in den 50er-Jahren geschrieben hat, bereits die wichtige Frage: wie soll Reichtum gerecht über die Generationen verteilt werden und wie soll das Leben jener Menschen, die nicht für sich selbst sorgen können, gesichert werden. Konrad Adenauer hat dann dieses Werk Wilfrid Schreibers um genau jenen Teil gekürzt, der der jungen Generation, den Kindern und Jugendlichen gewidmet war. Sie waren in diesem Modell ebenso von einem „Einkommen“ bedacht, das ihre Existenzgrundlage bilden sollte.

Heute stehen wir wieder da und müssen um die erworbenen Rechte kämpfen. Denn die staatliche Verpflichtung, dort einzuspringen, wo die selbst angesparte, eingezahlte Altersvorsorge nicht ausreicht, wird schleichend aufgelöst.

Der mahnende Zeigefinger, kümmert Euch gefälligst selbst darum und wer stark genug ist, sich ab seinem jungen Erwachsenenalter selbst etwas auf die Seite zu schaffen, wird es schon überleben – das Alter.

Dass in einer neoliberalen, kapitalistischen Wirtschaft und einem Gesellschaftssystem weder Geldanlagen Sicherheit bedeuten noch junge Menschen, die gerade erst beginnen, ihre Zukunft aufzubauen, Platz ist für solche Vorsorgen, das wird geflissentlich übersehen, weggewischt, vergessen.

Profiteure dieser Überlegungen sind die Finanzmärkte weltweit. Wer überhaupt die Möglichkeit hat, sein erspartes Geld anzulegen, der ist auf Gedeih und Verderb einem Kapitalmarkt ausgesetzt, der am nächsten Tag bereits das Ersparte vernichten kann. Gewinnen können die Banken, gewinnen kann das Kapital. Nicht der Mensch.

Unser Ansatz als ältere Generation heißt deshalb, durch einen einklagbaren, im Grundrecht verankerten Generationenvertrag die Existenz zu sichern und die Abdrängung in die private Vorsorge zu verhindern. Unser brennendes Anliegen ist es, den Staat in die Verantwortung zu nehmen, anstatt zuzulassen, dass er die private Vorsorge finanziell unterstützt und damit den Kapitalmarkt fördert.

Aber es geht uns auch ganz wesentlich darum, die folgenden Generationen mit dem neuen Generationenvertrag als Grundlage zur Generationengerechtigkeit zu schützen, denn sie werden tatsächlich vor einer düsteren Zukunft im Alter stehen. Einer Zukunft, in der um jeden Baum gestritten werden muss, in dem die Energie ihrem Ende zugeht, in dem ein Arbeitsmarkt zum Spielball des Kapitals geworden ist, in der Entsolidarisierung messerscharf als Instrument eingesetzt wird, um allen Generationen klar zu machen: wer nicht um sein Überleben kämpft, wer Andere nicht einfach wegdrängt von der Futterschüssel des Lebens, wird überrannt.

„Das Ziel der Generationengerechtigkeit ist es, den zukünftigen 
Generationen Chancen auf die Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu schaffen,
ebenso wie den ihnen vorausgegangenen Generationen. 
Integrative nachhaltige Gerechtigkeit, ist die Grundlage.“

Wir stehen dafür, gemeinsam hier und jetzt, an einem neuen Generationenvertrag zu arbeiten. Der uns allen Mut und Kraft gibt, füreinander einzutreten und zu fordern, was uns zusteht. Soziale Gerechtigkeit für alle Generationen!

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