Pensioners as scapegoats

Die Gebetsmühlen drehen sich…

und Pensionen sind wieder einmal eine der wechselnden Sündenböcke, die eine Gesellschaft braucht, um einander etwas in die Schuhe zu schieben.

Weil irgendjemand – in diesem Fall die PensionistInnen – ja daran Schuld sein muss, wenn unser Finanzsystem und Sozialsystem aus dem Ruder läuft.

Nur sorgfältiges Lesen der Artikel und mehr Einblicke als Menschen üblicherweise haben können helfen zumindest noch andere Sündenböcke dabei zu entdecken.

Dass Menschen in Zukunft älter werden, weiß mittlerweile bereits jedes Schulkind und freut sich darauf. Dass bereits heutige Pensionen permanent ihren Wert verlieren, wissen die PensionistInnen sehr gut.

Dass das wirkliche Problem aber ganz woanders liegt, erfahren nur jene, die jeden Artikel dazu sorgfältig bis zum Ende lesen. Oder aber zu den Debatten der Pensionskommission und zu den PensionistInnenorganisationen jenen Zutritt haben, denen es braucht um das System und seine Hintergründe zu verstehen.

Der letzte Satz in Gerald Johns Kommentare
http://derstandard.at/1381370172283/Eindimensionale-Einschnitte vom 29.10.13 ist der wichtigste in der gesamten Debatte in der Tagesausgabe des Standars.

Wer seinen Arbeitsmarkt verkommen lässt, lässt auch das soziale System verkommen. Das trifft nicht nur die Menschen in der Pension sondern lange zuvor alle, die im Arbeitsleben stehen. Und deren Beiträge für das Pensionssystem die wichtigste Grundlage für zukünftige Pensionen sind.

Selbst wenn die Erwerbsquote in den nächsten Jahren und Jahrzehnten steigen sollte, ist es immer noch die Frage, wie diese Erwerbsverhältnisse aussehen. Immer mehr Teilzeitbeschäftigungen, schlechte Lohnabschlüsse und mangelnde Kollektivverträge, Ersatz von Lohn-Arbeitsplätzen durch unbezahlte Freiwilligenarbeit… die Liste ist sehr lang und fortsetztbar. Ein Arbeitsmarkt, der erwerbstätigen Menschen gerade noch die Existenz ermöglicht lässt genau dort aus, wo Menschen die mit ihren Beiträgen die Pensionleistunen finanzieren zu wenig verdienen, um ihre Altersvorsorge zu sichern.

Das hoch gepriesene und seit Jahrzehnten bewährte Umlageverfahren wird zum Pferdefuß. Die Klage darüber, dass die Zuschüsse von staatlicher Seite ansteigen müssen um das Pensionssystem zu finanzieren, darf nicht auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen werden die sich ihre Pensionen gegenseitig bezahlen.

Der scharfe Blick fehlt. Immer weniger reguläre und existenzsichernde Arbeitsplätze stehen immer noch steigenden Erträgen der Wirtschaft gegenüber, die die menschliche Arbeitskraft immer weniger braucht. Was bereits im Maschinenzeitalter und der Industrialisierung klar geworden ist, setzt sich im Technologie-Zeitalter nahtlos fort. Erträge und Gewinne sind immer weniger von menschlicher Erwerbsarbeit abhängig. Maschinen und Technologien ersetzen die Arbeitskraft und bringen Gewinne und Erträge. Würden sie zur Beitragsleistung des Pensionssystems herangezogen werden hätten unsere Kinder heute schon keine Sorgen darum wovon sie im Alter leben sollen. Aber es ist immer noch einfacher, verschiedene Generationen gegeneinander aufzubringen und zu Sündenböcken zu machen, als einmal Tacheles zu reden.

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